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Trachtengeschichte am authentischen Ort erlebt

Herbstferienaktion der Thüringer Trachtenjugend in Reinhardsbrunn

In der Geschichte des Thüringer Landestrachtenverbandes gibt es ein ganz besonderes Jahr: 1908. Damals fand im Sommer bei herrlichem Sonnenschein auf der Koppelwiese in Reinhardsbrunn das Reinhardsbrunner Trachtenfest statt. Neben der großen Geschichte spielen in Reinhardsbrunn immer private Erinnerungen eine große Rolle. Einige Betreuer dachten an ihre Zeit im Ferienlager oder den Besuch der Marienglashöhle im Rahmen des Schulwandertages vor vielen Jahrzehnten. Diesmal waren über 30 Teilnehmer dem Aufruf zur Herbstferienaktion der Thüringer Trachtenjugend  gefolgt, sie kamen aus dem Wartburgkreis, dem Landkreis Gotha, dem Kreis Schmalkalden- Meiningen und der Landeshauptstadt Erfurt. Herberge nahmen sie beim Team des Klosterparkes Reinhardsbrunn.

Die Märchenfilmkulisse

„Rapunzel oder der Zauber der Tränen“, dieser DEFA-Märchenfilm lief zu Weihnachten 1988 erstmals über die Bildschirme des damaligen DDR-Fernsehens. Alteingesessene Thüringer erkannten, dass das Schloss Reinhardsbrunn unter anderem eine Kulisse gewesen war. Ulrich Eikenroth, Hirte in der Spenglersborngemeinde Friedrichroda, hat damals als Holzfuhrmann beim Dreh aktiv mitgewirkt. Er erinnert sich heute noch rege daran, und diese Eindrücke gab er der Feriengruppe beim Besuch des Schlosses wider. Stilecht mit einer Begrüßung durch seine Schalmei. Andreas Paasche vom Förderverein Schloss Reinhardsbrunn e.V. führte die Wissensdurstigen im Rahmen einer Schatzführung durch den Park. Halt gab es unter anderem beim Grab Ludwig des Heiligen, des Ehemannes  der heiligen Elisabeth. Die zahlreichen seltenen Bäume, zum Teil über 400 Jahre alt, präsentierten die Schönheiten der Natur. Nebenbei absolvierten die Ferienkinder eine Schatzsuche, der schokoladige Fund wurde dankenswerterweise von der Spenglersborngemeinde gesponsort.

Welch ein herrliches Bild! 

Ob so auch der damalige Gothaer Herzog ausgerufen hat, als er 1908 seine Untertanen sah, die vor ihm in Reinhardsbrunn in den Trachten ihrer Heimatorte erschienen? Wir wissen es nicht. Es war der Feriengruppe der Trachtenjugend wichtig, an diesen Ort irgendwie an das historische  Trachtenfest zu erinnern. Man entschloss sich gemeinsam mit dem Förderverein Schloss Reinhardsbrunn zu einer Fotoaktion, zu der zum eigentlich ungünstigen Termin an einem Wochennachmittag fast 60 Trachtenleute aus Mitgliedsvereinen des Thüringer Landestrachtenverbandes anwesend sein konnten. Sie kamen unter anderem aus Mosbach, Kaltenlengsfeld, Stepfershausen, Brotterode, Ernstroda, Friemar, Tambach – Dietharz, Tabarz, Friedrichroda,Wechmar, Seebergen, Ingersleben und Neudietendorf. Aus einigen Orten waren bereits im August 1908 anlässlich des historischen Festes damals  aktive Trachtenleute angereist. Eine schöne Remineszenz  an die Vergangenheit der Thüringer Trachtenbewegung.

Nachtwanderung mit Hindernissen

„Nachts sind alle Katzen grau. „ Dieses alte Sprichwort bewahrheitete sich bei der Nachtwanderung. Pläne und Karten waren dabei, aber in der Dunkelheit sind dann Wege nicht so zu erkennen, wie man sich das wünscht. Auf einmal war die Parkmauer von Reinhardsbrunn nicht an der linken Seite des Weges, sonderen an der rechten. Da war klar, dass etwas falsch gelaufen war. Vor dem mit einem Bauzaun verschlossenen Eingang zum Schloss Reinhardsbrunn lauschten die Kinder andächtig, sollte da etwa der Schlossgeist am Werke sein? Einige behaupten, ein Licht gesehen zu haben und vernahmen die fernen Klänge einer Maultrommel.

Afrodance und rhythmisches Rasseln

Die Gruppenarbeit war ein zentrales Element, es konnten drei Arbeitsgruppen gebildet werden, die sich intensiv mit der Herstellung afrikanischen Schmucks beschäftigten. Das forderte Fingerspitzengefühl und Ideenreichtum. Natürlich auch Geduld. In die Fußbänder und Ketten wurden Rasseln und Schellen eingearbeitet. Denn es entstand nicht nur einfacher Schmuck, sondern solcher, der beim Afrodance wichtige Geräusche lieferte.


Dirk Koch

 
 
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